Blog

Suche

In meinem letzten Buch habe ich dieses Thema aus Männersicht behandelt, es ist aber so komplex und auch wichtig, dass ich gerne einige Aspekte hinzufügen möchte. Es herrscht eine ungeheure Verwirrung darüber, was der Ursprung ist, ob Eifersucht krankhaft oder normal ist und ob man selbst Einfluss darauf hat oder ihr hilflos ausgeliefert ist. Ist derjenige, der wirklich liebt, auch eifersüchtig und wer nicht eifersüchtig ist, liebt auch nicht wirklich? Wie erreicht man zu einem guten und bewussten Umgang damit?
Zunächst möchte ich zwei unterschiedliche Dinge voneinander abgrenzen: Eifersucht und das Bedürfnis eigene Grenzen abzustecken. Denn hier herrscht viel Verwirrung, die sich zwischen den beiden extremen Positionen ausdrückt:

In meinem letzten Buch habe ich dieses Thema aus Männersicht behandelt, es ist aber so komplex und auch wichtig, dass ich gerne einige Aspekte hinzufügen möchte. Es herrscht eine ungeheure Verwirrung darüber, was der Ursprung ist, ob Eifersucht krankhaft oder normal ist und ob man selbst Einfluss darauf hat oder ihr hilflos ausgeliefert ist. Ist derjenige, der wirklich liebt, auch eifersüchtig und wer nicht eifersüchtig ist, liebt auch nicht wirklich? Wie erreicht man zu einem guten und bewussten Umgang damit?
Zunächst möchte ich zwei unterschiedliche Dinge voneinander abgrenzen: Eifersucht und das Bedürfnis eigene Grenzen abzustecken. Denn hier herrscht viel Verwirrung, die sich zwischen den beiden extremen Positionen ausdrückt:

AMV 139907512„Eifersucht ist mein Recht!"
Mein Partner gehört mir und ich kontrolliere jede seiner Begegnungen mit dem anderen Geschlecht. Meine Eifersucht rechtfertigt jedes kontrollierende Verhalten sowie das Verletzen der Intimspäre des Partners. Entzieht sich mein Partner meiner Kontrolle, rechtfertigt dies alle Maßnahmen, um die Kontrolle über ihn wieder zu erlangen wie Spionage, Manipulation und Erpressung, sogar Androhung oder tatsächliche Trennung. Selbst extreme Maßnahmen werden dabei ohne Unrechtsbewusstsein vollzogen. Die Eifersucht rechtfertigt alle Mittel bis hin zu emotionaler und körperlicher Gewalt. Diese Haltung ist unter Frauen übrigens wesentlich verbreiteter als unter Männern, auch wenn die Medien bevorzugt Eifersuchts-Gewaltdelikte von Männern publizieren.

Die andere Extremposition lautet: jede Eifersucht und auch Grenzziehung ist krankhaft und ich sollte mir dies abgewöhnen. Diese Haltung findet man häufig in tantrischen Kreisen, Swingerclubs oder bei Menschen, die an das Konzept der freien Liebe glauben. Eifersucht ist übersteigertes Besitzdenken und krankhafter Machtanspruch über den anderen. Wahre Liebe lässt den anderen frei und ihn tun und lassen, was für ihn richtig ist. Der Partner darf intime und sexuelle Kontakte mit anderen haben, vielleicht auch eine oder mehrere weitere Beziehungen. Ich leide zwar darunter, habe aber kein Recht dem anderen Grenzen zu setzen, denn das würde bedeuten meiner krankhaften Eifersucht Nahrung zu geben. Ich muss durch mein Leiden gehen, um meine Minderwertigkeitsgefühle zu überwinden.

Die erste Position beruht auf einem verinnerlichten Kontrolldrama, einer Verhaltensweise, um den anderen zu kontrollieren und sich selbst wieder die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die er gerade anderen widmet. Bei emotionalen Menschen wird das Kontrolldrama des „Einschüchterers" aktiviert: mit emotionalen oder körperlichen Drohgebärden, Beschuldigungen und Erpressung wird der andere zu einer Verhaltensänderung genötigt, indem er verängstigt und erpresst wird. Bei eher intellektuellen Menschen wird der "Vernehmungsbeamte" aktiviert: der andere wird ausgefragt und kontrolliert mit der inneren Haltung: Ich habe ein Recht alles über dich zu erfahren. Ich bin im Recht und setze dich ins Unrecht. Der extreme Kontrollzwang des Vernehmungsbeamten rechtfertigt sogar das Lesen von Tagebüchern des Partners, Zugang zu Handy, Mails und anderen persönlichen Informationen, Befragung von Freunden oder Einschaltung eines Detektivs.
Der andere wird ins Unrecht gesetzt, um Schuldgefühle und Reue zu erreichen. Die Überzeugung des Vernehmungsbeamten lautet: „Ich habe ein Recht auf Kontrolle über meinen Partner."

Die zweite Position beruht auf drei weiteren Kontrolldramen, die aber eher passiver Art sind. Leidet derjenige unter seiner Eifersucht und dem Flirten oder Fremdgehen des Partners, dann liegt die Haltung des Opfers vor. Er nimmt sich aus Angst oder aus ideologischen Gründen aber das Recht, dem Partner Grenzen zu setzen. Für sein Leiden setzt er sich selbst und auch den anderen dabei ins Unrecht. Die unbewusste Botschaft lautet nämlich: Schau her, ich leide wegen dir! Das ist der Beweis meiner Liebe! Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du dein Verhalten verändern. Das Opfer erzeugt subtil Schuldgefühle im anderen und versucht so indirekt die Kontrolle über den Partner zu bekommen. Wer glaubt, das funktioniere nicht, sollte sich mal umschauen - diese Methode ist äußerst effektiv.
Ein anderes Kontrolldrama ist das des „Ablenkers", das man z.B, häufig in Swingerclubs trifft. Hier entzieht man sich dem Partner und beweist sich gegenseitig seine eigene Unabhängigkeit, indem beide mit anderen intime Kontakte respektive Sex haben. Hier liegt oft eine heimliche Rachsucht vor mit der Haltung: „Schau her, was du mir antust! Jetzt sollst du mal erleben, wie das ist!" Oder aber: „Ich beweise mir meine Freiheit und Unabhängigkeit. Du kannst mich gar nicht verletzen." Leider wird die Beziehung aber so innerlich zerfressen. Was zunächst eine aufregende Ablenkung war, bewirkt letztendlich einen emotionalen Rückzug vom Partner.
Das dritte Kontrolldrama ist ähnlich gelagert, nur distanzierter und cooler. Der „Unnahbare" leugnet jede Eifersucht, jedes Besitzdenken oder Verletztheitsgefühle. Scheinbar abgeklärt und mit allem einverstanden zieht er sich aber innerlich zurück. Die unbewusste Botschaft an den anderen lautet: „Ich zeige mich nicht und lasse mich nicht auf dich ein, ich werde dir niemals gehören. Deshalb kannst du mich auch nicht verletzen." Der Unnahbare vermeidet echte Intimität und das Zeigen von Gefühlen. So schützt er sich und hält den anderen auf Abstand. Es entsteht niemals eine echte Intimität zwischen den beiden Partnern.

Der Ursprung der Eifersucht
Eifersucht beruht immer auf einer Erfahrung des Mangels von Liebe, angelegt in der Kindheit. Die Eltern geben dem Kind nicht die Liebe, die es braucht und es fühlt sich vernachlässigt. Oder ein Geschwisterkind wird geboren und das ältere Kind bekommt plötzlich nicht mehr die Aufmerksamkeit, die es vorher bekam. Vielleicht bricht durch Trennung oder Tod der Kontakt mit Mutter oder Vater ab und das Kind glaubt: „Papa liebt mich nicht mehr und ist deshalb weggegangen." Oder: "Ich bin nicht liebenswert / gut oder brav genug ..., um von Mama geliebt zu werden." Es gibt vielfältige Gründe, warum ein Gefühl nicht geliebt zu werden und ein Mangelbewusstsein in der Kindheit entstehen kann. Da diese Erfahrung so schmerzhaft ist, legt man sich einen Kontrollmechanismus zu, der zumindest die Kontrolle über die Eltern sicherstellen soll. Durch Wutanfälle, still und brav sein, vorgespieltes Weinen, krank werden oder anderes manipulatives Verhalten lernt das Kind, wie es die Aufmerksamkeit der Eltern bekommt. Oder das Geschwisterkind wird ausgetrickst und steht somit schlechter vor den Eltern da, um die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu ziehen. Nicht umsonst streiten viele Geschwister erbittet miteinander – doch nicht um das Spielzeug, sondern um die Liebe der Eltern. Dieses Verhalten wird antrainiert und später auf den eigenen Partner unbewusst übertragen. Man bekommt zwar dadurch keine Liebe, aber immerhin Aufmerksamkeit - der Partner wendet sich einem zu.

Eifersucht hat immer mit einem Mangel an Selbstwert und Selbstliebe zu tun, mit dem der Partner einen durch sein Verhalten in Kontakt bringt. Ein Zweifel an sich selbst als Mann oder Frau bewirkt eine Verlustangst - die Überzeugung, dass man nicht ausreicht und andere besser, schöner, intelligenter oder potenter sind und der eigene Partner sich deshalb abwenden könnte. Insofern würde ich Eifersucht grundsätzlich als unerlöstes Verhalten bezeichnen, auch wenn es in unserer Gesellschaft, die als einziges vorzeigbares Lebenskonzept die Monogamie bietet, als normal gilt eifersüchtig zu sein. Das Gefühl von Eifersucht aktiviert auf jeden Fall alle Überzeugungen in Bezug auf die eigene Weiblichkeit oder Männlichkeit, den Selbstwert und die eigenen Fähigkeiten als Liebhaber. Je mehr Selbstzweifel man hat und je unbewusster man ist, umso leichter können diese durch den Partner aktiviert werden. Niemand möchte so etwas fühlen und versucht dann durch Kontrolle des Partners diese Gefühle zum Verschwinden zu bringen. Doch sie werden lediglich unterdrückt. Ein besserer Weg ist die persönliche Arbeit an sich selbst, um Selbstliebe zu entwickeln und den Selbstwert zu stärken. Darüber hinaus lohnt es sich zu lernen, wie man ein guter Liebhaber wird, der Wissen und einen guten Zugang zu seiner männlichen bzw. weiblichen Essenz hat.

Paare Seite 28-57300732Die Alternativen
Ich möchte aber hier noch ein anderes Konzept der Liebe und des Umgangs mit Grenzen vorstellen, das jenseits von Eifersucht existiert. Ich kann mich vor dem Eingehen einer Beziehung bewusst entscheiden, welche Form der Partnerschaft ich leben möchte und dies auch mit meinem Partner kommunizieren. Dafür muss ich mich aber vorher ehrlich fragen:
Was sind meine wirklichen Bedürfnisse in Bezug auf Nähe, Intimität und Sex?
Welche Kontakte und wieviel Intimität wünsche ich mit anderen Frauen oder Männern?
Was bedeutet für mich Intimität genau?
Bin ich wirklich monogam? Oder bisexuell oder polygam?
Habe ich das Bedürfnis nach Intimität mit anderen außer meinem Partner?
Suche ich dabei Ablenkung oder Selbstbestätigung?
Will ich aus Mangel heraus etwas bekommen oder habe ich etwas zu geben?
Habe ich soviel an Liebe und sexueller Energie zu geben, dass es für mehr als eine/n reicht?
Kann ich mehr als einen Menschen lieben? Kann ich diese Gefühle im Alltag händeln?
Kann ich es ertragen, wenn mein Partner das tut?
Welche Grenzen möchte ich mir und meinem Partner setzen? Warum will ich das tun? Was passiert, wenn er diese Grenzen nicht akzeptiert?

Je ehrlicher und bewusster diese Fragen beantwortet werden und je offener sie mit dem Partner kommuniziert werden, umso wahrscheinlicher ist es, dass die beteiligten Menschen miteinander einen guten Weg miteinander finden.

Gleichberechtigung
Unsere scheinbar so demokratische Welt lebt mit dem Dogma der Gleichberechtigung. Doch diese existiert nicht und wird niemals existieren. Männer erleben und brauchen etwas völlig anderes als Frauen, jeder Mensch ist individuell und unterschiedlich. Portioniertes Essen, gleichviel Schlaf und denselben Sex für Mann und Frau sind einfach blanker Unsinn und beruhen auf einer veralteten feministischen Ideologie. Jeder sieht ein, dass Mann und Frau nicht gleich viel Sport machen und sich gleich schminken muss, dass beide unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf Körperpflege, Ernährung, Arbeit, Hobbies etc. haben. Doch beim Kontakt mit dem anderen Geschlecht und besonders beim Sex hört dieses Verständnis auf. Paare definieren z.B.: Keiner von uns beiden geht mit jemand des anderen Geschlechts aus. Oder: Wir dürfen beide mit anderen rumknutschen, aber mehr ist nicht drin. Welchen Sinn machen solche Regelungen? Sie sind genauso sinnvoll wie: Jeder kriegt 600 g Mittagessen. Oder: jeder von uns gibt 200 Euro für Klamotten im Monat aus. Jeder darf in der Woche 5 Stunden mit Freunden verbringen, maximal 2 l Bier trinken und 10 Zigaretten rauchen. Wenn wir deine Eltern besucht haben sind danach meine dran. Jeder erzieht im 3-Jahreswechsel die Kinder. Das erste Kind gebärst du, das zweite ich...
An diesen Beispielen wird deutlich, wie absurd die Idee der Gleichstellung in einer Partnerschaft ist. Gesellschaftliche Ideologien können einfach nicht auf das Intimleben übertragen werden. Gerade in Bezug auf Kontakt, Austausch und Intimität sind die Bedürfnisse unterschiedlich, teilweise sogar in eklatanter Form. Und die Grenzen, die man dem anderen setzt ebenfalls. Gerade in Bezug auf Begegnung mit anderen Menschen, Austausch, Körperkontakt und Sex und hat jeder andere Bedürfnisse und Potenziale. Es macht keinen Sinn sich in einer Partnerschaft auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren, was leider viele Paare tun, um Konflikte und Eifersucht zu vermeiden. Sie haben genauso viel Intimität und Sex, wie derjenige, dem dies weniger wichtig ist. Beide haben genauso viele Kontakte mit anderen wie es dem Zurückgezogenen der beiden Partner entspricht. Der andere muss seine Bedürfnisse der Gleichberechtigung opfern – ein verrücktes Konzept! Die entscheidenden Fragen an jeder der beiden Partner ist hier: Habe ich die Grosszügigkeit und Liebe meinem Partner etwas zu gönnen, was ihm wichtig ist? Ist mein Selbstwert von der ungeteilten Aufmerksamkeit meines Partners abhängig? Verzichte ich freiwillig darauf das Gleiche zu tun wie mein Partner?
Kann ich mich für andere Menschen öffnen ohne mein Herz für meinen Partner zu verschliessen? Kann ich meinen Partner "fremd gehen"lassen und doch offen für ihn bleiben?
In der Praxis geht es übrigens in den allermeisten Konfliktfällen nicht um sexuelle Kontakte. Viele wollen die Freiheit haben und Erfahrungen beim Flirten mit dem anderen Geschlecht machen, Freundschaften pflegen, die eigene Attraktivität testen, vielleicht auch sexy tanzen oder eine Massage teilen. Sie tun es aber nicht oder nur heimlich, um den anderen nicht zu verletzen oder um Konflikte zu vermeiden. Deshalb empfehle ich Paaren rechtzeitig über die eigenen Bedürfnisse und Grenzen in Bezug auf Begegnungen und erotische Kontakte mit anderen zu sprechen.

Grenzen setzen
Paare-2-Seite 29- stk77468corIn der Öffentlichkeit tritt ein Paar anders auf als zwei Freunde. Beide wollen, wenn sie gemeinsam auf einem Event, Party oder irgendeinem anderen öffentlichen Ort sind zeigen, dass sie ein Paar sind. Das gibt Sicherheit und jeder der beiden erhöht seinen Selbstwert. Im besten Fall sind beide stolz auf den Partner an ihrer Seite. Es gibt einige gesellschaftlich akzeptierte Regeln für das Verhalten mit Partner in der Öffentlichkeit, die vor allem mit Respekt und Wertschätzung für den Partner zu tun haben. Flirtet einer der beiden offensichtlich mit jemandem oder geht gar in Körperkontakt fühlt der andere sich in seiner Ehre und seinem Ansehen verletzt. Der Partner gibt einem anderen nämlich gerade mehr erotische Aufmerksamkeit als einem selbst. Das verletzt eine gesellschaftliche Etikette. Je nachdem, wie konservativ man ist oder auch je geringer der Selbstwert kann das zu massiven Auseinandersetzung, Gewalt und schwerer Körperverletzung führen (allerdings öfter in Italien, Argentinien und der Türkei als in Deutschland). Hier geht es nicht um wirkliche Intimität, die der Partner mit jemand anderem eingeht, sondern um Ehre und Ansehen. Die Grenzen diesbezüglich sind aber sehr variabel: für manche reicht ein zu langer Blickkontakt schon als Grund für eine Ehekrise. In Tanzschulen ist es aber üblich, dass man im Unterricht und auf Partys auch mit anderen tanzt, auch sehr eng und durchaus intim wie etwa im Salsa, Zouk, Bachata oder Tango. Aber hier herrschen je nach Ort und Land wieder andere Regeln: ich war mit einer Frau in Rio zum Zouk-Tanzen verabredet. Wir tanzten beide auch mit anderen Partnern. Sie wurde eifersüchtig, weil ich mit den Frauen nach dem Tanzen noch kurz redete, was meiner Ansicht nach sehr viel weniger intim war als ein langsames Zoukstück mit Ganzkörperkontakt. In Swingerclubs ist es noch extremer: oft akzeptieren beide, dass der andere Sex mit anderen Partnern hat, Kuscheln nach dem Sex wird aber als Grenzverletzung betrachtet. In Tantraseminaren akzeptieren Paare häufig, dass der andere eine intime Übung oder Massage mit jemand anderem teilt, verabschiedet er sich danach aber nicht, redet oder kuschelt noch, fühlt sich der Partner gekränkt oder wird eifersüchtig.
Diese Beispiele sollen deutlich machen:
1. Es geht hier um die Strukturen und Regeln die einzuhalten sind.
2. Diese Regeln sind äußerst unterschiedlich in jedem gesellschaftlichen Kontext.
3. Jedes Paar muss letztendlich miteinander reden, was sie hier genau akzeptieren und was nicht.
4. Es braucht Verabredungen und Zeichen für den anderen, damit Grenzverletzungen in der Situation diskret korrigiert werden können.
5. Ansonsten herrscht die unausgesprochene Regel des kleinsten Nenners: beide nehmen sich die Möglichkeit für neue Kontakte und isolieren sich als Paar.
6. Die Grenzen können bei jedem der beiden Partner woanders liegen, auch hier ist eine Gleichberechtigung ideologischer Blödsinn und geht an den Bedürfnissen jedes Einzelnen vorbei.

Genauso kann es sein, dass ein Partner im Grunde nichts dagegen hat, wenn der andere einen Liebhaber einmalig trifft oder auch eine Affäre nebenbei hat. Das muss nicht auf Gegenseitigkeit beruhen. Wenn jemand eine niedrige Libido hat und wenig Bedürfnis nach Sex, bei anderem ist dies aber sehr ausgeprägt, dann kann es sein, dass es den (sexuellen) Druck aus einer Partnerschaft nimmt, wenn der andere jemanden trifft, um dieses Bedürfnis auszuleben. Ich kenne zahlreiche Fälle, bei denen das Paar einen guten Umgang damit gefunden hat. Lediglich die unsinnige Idee der Gleichberechtigung sorgt dafür, dass derjenige ohne Liebhaber als der "Betrogene" dasteht, dem alle Freunde raten, sich so etwas nicht gefallen zu lassen - von der Familie ganz zu schweigen. Vor allem, wenn die Frau in dieser Rolle ist, greifen die gesellschaftlichen Klischees und alle Freundinnen kreischen auf oder drängen die Frau geradezu dazu sich zu "rächen" oder den Partner zu verlassen. Derjenige mit Liebhaber wird sich mit einem schlechten Gewissen konfrontiert sehen, speziell in konservativen Kreisen.
Hört endlich auf gesellschaftliche Konventionen und Ideologien auf die Intimsphäre eines Paares zu übertragen! Akzeptiert die Einzigartigkeit jedes Paares. Ich lerne in meiner Rolle als Tantralehrer und Coach so viele Beziehungen im Detail kennen - und bin doch immer wieder überrascht, wie ungewöhnlich die "Beziehungsverträge" sein können. Viele scheinbar glückliche Paare (im typischen Hollywood-Sinn), die alle beneiden, trennen sich schon nach wenigen Monaten wieder, die scheinbar verrückten und unpassenden Kombinationen halten viele Jahre. Beispiele gefällig?
Ein Teilnehmer, ein Politiker, der in der Öffentlichkeit steht, lebt mit seiner Frau zusammen, die Kinder sind schon aus dem Haus. Doch die beiden haben keinen Sex mehr. Seine Frau hat ihre Liebe zu Frauen entdeckt und ihre lesbische Freundin ist im Haus eingezogen. Er hat alle Freiheiten andere Frauen zu treffen, solange das nicht öffentlich passiert. Beide wahren so in der Öffentlichkeit ihr Gesicht und verstehen sich besser als früher.
Ein Teilnehmer ist verheiratet, beide haben sich bei der Heirat aber bewusst keine Treue geschworen. Sie ist mit drei Kindern zuhause glücklich und ausgefüllt, er hat immer wieder eine Geliebte. Die Partnerin weiß das, will aber keine Details erfahren. Sie lebt gut damit, solange er mit keiner Geliebten in der Öffentlichkeit auftaucht oder sie provoziert.

Eine Teilnehmerin ist verheiratet und liebt ihren Mann, beide haben auch nach vielen Jahren noch ein erfülltes Sexleben (ja, es gibt so etwas!) Sie hat das Bedürfnis nach sexuellen Kontakten mit anderen Frauen, was sie auch auslebt. Er hat gelegentlich sexuelle Kontakte mit anderen Frauen, was sie akzeptiert. In ihrer Heimatstadt, dem Bekannten- und Familienkreis dort halten sie dies aber geheim.

Warum habe ich gerade diese Beispiele aufgeführt? Weil es hier auch um den gesellschaftlichen Aspekt geht. Der Partner akzeptiert intime Kontakte des anderen, solange das eigene Ansehen in der Öffentlichkeit gewahrt wird. Tatsächlich kenne ich viele Beispiele, bei denen der andere ein Drama inszeniert und sich trennen will (bzw. dies real tut), als er erfährt, dass der andere "fremdgeht". Die Person fühlt sich im Recht, schimpft erbittert auf den Partner und alle geben ihr Recht, ja drängen denjenigen sogar sich das nicht gefallen zu lassen und sich zu trennen. Wenn man in einem therapeutischen Kontext darüber spricht, erfährt man als Therapeut, dass der- oder diejenige im Grunde schon vermutet (Frauen sagen "gespürt") hat, dass der Partner andere intime Kontakte hat. Aus einem insgeheimen Einverständnis zu dieser Heimlichkeit hat er aber immer weggeschaut und ist der Sache nie auf den Grund gegangen. Praktisch immer gibt es nämlich auch einen direkten oder versteckten Vorteil für den Partner dabei. Das Versteckspiel wird aber nur solange mitgespielt wie der Partner einige Regeln berücksichtigt:
1. Der Partner darf nicht in der Öffentlichkeit als "Betrogener" blossgestellt werden. Der andere muss seinen oder ihren Liebhaber also diskret treffen.
2. Bestimmte Privilegien gehören ausschliesslich dem Partner. Oft gibt es Dinge, die als intimer bewertet werden als Sex. Dazu gehören: Übernachten mit dem anderen, Ins gemeinsame Lieblingsrestaurant oder bestimmte symbolische Orte gehen, Sex in der gemeinsamen Wohnung ... Diese Dinge sind individuell bei jedem Paar anders ausgeprägt.
3. Der Partner darf nicht zu offensichtlich den anderen mit dem Geliebten konfrontieren. Hat er keine Möglichkeit mehr "wegzuschauen", dann ist er gezwungen zu reagieren - und das Drama nimmt seinen Lauf.

Zusammenfassend geht es hier also nicht um die Verletzung der persönlichen Grenzen, sondern um die Achtung des Ansehens des Anderen in der Öffentlichkeit.

Die private Ebene
Es gibt auch hier ein berechtigtes Bedürfnis Grenzen zu setzen, das nichts mit Eifersucht im Sinne von persönlichem Gekränktsein, Minderwertigkeitsgefühlen und Verlustangst zu tun hat. Warum? Zum einen bietet ein Abstecken des Reviers auch ein Schutz für den Partner. Viele Frauen sagen, dass sie es sehr mögen, wenn ihr Partner ihre persönliche Intimsphäre gegen andere Männer absichert. Die Frau fühlt sich durch ein selbstbewusstes Abstecken der Grenzen in der Öffentlichkeit sicher und beschützt, so dass ihr keine Männer zu nah kommen.
Ein anderer Grund: Ein intimer, insbesondere ein sexueller Kontakt bedeutet immer ein Verweben der Energien der beteiligten Menschen miteinander. Und das spürt der Partner. Vor allem ist es nicht gleichgültig mit wem der Partner sich verbindet, denn diese Energie der anderen Person kommt auf mich zurück. Sie beeinflusst in erheblicher Weise die Beziehungsdynamik des Paares. Die entscheidende Frage ist: möchte ich die Energie dieses Menschen in meiner Partnerschaft haben? Mag ich den anderen Mann oder die andere Frau? Fühle ich mich ausgeschlossen oder mit einbezogen? In welcher Form können wir miteinander sein?
Viele machen hier einen entscheidenden Fehler. Sie setzen die Grenze mit dem Grad der Intimität fest, nicht bei dem Menschen. Also, ein sehr einleuchtendes Beispiel, um es deutlich zu machen. Es gibt Frauen, die sagen: Ich habe kein Problem damit, wenn mein Mann in den Puff geht, da es dort keinen emotionalen Kontakt gibt. Dann frage ich zurück: Willst du dich mit der Energie dieser Prostituierten verbinden? Im Extremfall mit ausgebeuteten und drogenabhängigen Mädchen vom Strassenstrich? Oder macht eine niveauvolle Edel-Prostituierte, die eine gewisse Wahlfreiheit haben einen Unterschied für dich? Oder lässt mein Partner sich auf einen anderen bewussten und wundervollen Menschen ein, die auch mir etwas zu geben hat und dessen Energie eine Bereicherung für die eigene Partnerschaft wäre? Es ist also wichtig sich zu fragen: Mit wem lässt sich mein Partner ein? Was ist das für ein Mensch? Würde ich auch intim und nah sein wollen mit diesem Menschen? Bringt es etwas in die Partnerschaft herein, was uns bereichert? Manche feinfühligen Menschen nehmen das energetisch wahr, wenn der Partner intimen Kontakt zu einem anderen Menschen hatte. Entscheidend ist hier: Willst du das? Willst du mit einbezogen werden? Oder möchtest du vielleicht sogar dabei sein, um dich nicht ausgeschlossen zu fühlen? Liebst du deinen Partner so sehr, dass du ihm das gönnst?
Bei einem mir bekannten Paar hat der Mann ab und zu Freude daran mit anderen Frauen intim zu sein. Die Partnerin möchte sich nicht ausgeschlossen fühlen und ist durchaus offen für erotische Kontakte mit anderen Frauen. Die beiden vereinbaren dafür bestimmte Regeln: sie sucht die Frau mit aus und hat ein "Veto-Recht", wenn sie mit der anderen Frau nicht klarkommt. Sie möchte zunächst mit der Frau alleine intim sein und eine Beziehung herstellen, bevor der Mann dazu kommt. Er hat kein Geschlechtsverkehr mit der anderen Frau, solange sie nicht ihr ok dazu gibt und wenn, dann nur mit Kondom. Die andere Frau wird respektvoll verabschiedet, sie übernachten nicht zu dritt...
Manchmal schon habe ich erlebt, dass einer der beiden Partner überrascht oder sogar perplex war, was der Partner akzeptiert (oder sogar geniesst), wenn offen darüber gesprochen wird. Wichtig ist, dass es allen Beteiligten gut dabei geht, auch der oder dem "Dritten". Ansonsten wird das auf Dauer zu nicht lösbaren Konflikten und zur Trennung führen. Ungelöste Eifersuchtsthemen sowie eine Nichtakzeptanz der unterschiedlichen Bedürfnisse des Partners sind meiner Erfahrung nach mit die zentralen Gründe für Paarkonflikte und Trennung.

Zusammenfassung: In diesem Sinne mache dir deine Bedürfnisse und Grenzen in Bezug auf intime Begegnungen mit anderen Frauen oder Männern bewusst und kommuniziere offen darüber mit dem Partner. Überprüfe sorgfältig, was deine klaren Grenzen sind und warum, was Eitelkeit und Konvention ist und was auf Eifersucht beruht, also auf Minderwertigkeitsgefühl, Besitzdenken und Verlustangst.