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Die Seminarorte, die ich für die Herzenskrieger-Trainings wähle sind stets Orte, die von Männern geprägt und geleitet werden: im Beuerhof stellt Dieter Scholz den Archetyp des Grossvaters dar, der den Männern ein geschichtsträchtiges und männlich-rauhes Zuhause gibt. In der Silvio Gesell Tagungsstätte in Wuppertal ist es Andreas Bangemann, der sich als Hausherr und Koch in väterlicher Weise um die Männer kümmert.

Der Beuerhof empfing die Männer bereits in der ersten Nacht mit viel Energie: ein heftiges Gewitter half den Männern die Komfortzone der Zivilisation zu verlassen. Denn die Tipizelte, in denen wir übernachteten sind bei heftigem Unwetter alles andere als wasserdicht.

Ein guter Ort also, um die 30 Männer des 1. steps mit dem Thema "Vater" und dem Thema "Krieger" in Kontakt zu bringen. Die Gruppe der Männer war denkbar heterogen: Alter, sozialer Status, Wohnort, Vorerfahrung etc. waren sehr unterschiedlich. Aber die intensiven Erfahrungen und Initiationen dieser Tage, echte Grenzerfahrungen und Konfrontationen mit den eigenen Gefühlen schweisste die Gruppe zusammen und liess Männerfreundschaften entstehen.

Für das Team und mich war es wieder einmal bewegend, was möglich ist, wenn Männer in einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt und motiviert ihre Ressourcen aktivieren und über sich selbst hinauswachsen. Ein Teilnehmer formulierte es so:

"Ich möchte mich bei dir aus vollem Herzen und mit Demut vor dem was ihr da geschaffen habt bedanken. Auch wenn ich es teilweise gehasst habe, und echt "kein Bock" hatte auf manches hat mir genau das meine innere Resourcen gezeigt. Das Seminar hat mir Kräfte und Resourcen aufgezeigt, die ich nicht für möglich gehalten habe."

Viele Männer sind zum ersten Mal in ihrem Leben mit der Kraft des Kriegers in ihnen in Kontakt gekommen und es ist erstaunlich, wie sich einige nette "Nice Guys" plötzlich in kraftvolle Männer verwandelten, sich Respekt und Achtung verschafften. Es ist, als würde plötzlich eine schlummernde Kraftquelle aktiviert, die ein Leben darauf wartete erweckt zu werden. Ein Teilnehmer sagte: "Es ist, als wenn ich mein Leben immer nur untertourig gefahren wäre und plötzlich merke, dass ein Formel 1 Motor in mir steckt."

Das Thema "Vater" war ein anderer Schwerpunkt dieser Tage. Ein Konfliktpotential oder einfach ein Gefühl der Leere oder Bindungslosigkeit war bei vielen Männern zu spüren, wenn sie von ihrem Vater sprachen. Der Vater ist der wichtigste Mann im Leben eines Mannes. Und ein ungeklärtes oder belastetes Verhältnis zum Vater bedeutet immer ein Abgeschnitten-Sein von einer wesentlichen Wurzel der eigenen Männlichkeit. Hier ging es darum, die unterdrückten Gefühle, die mit dem Vater verbunden waren zu befreien und eine neue Sichtweise für ihn zu entwickeln. Denn viele Männer haben ihr Bild über den eigenen Vater von der Mutter. Sozusagen mit der Muttermilch haben sie alle Informationen, Gefühle und Ansichten aus der subjektiven Sicht der Mutter über ihren Ehemann aufgenommen und verinnerlicht. Hier galt es also aus alten, kindlich geprägten Bildern und Vorstellungen über den Vater auszusteigen und den eigenen Vater als Mann kennen zu lernen.

Dass diese Arbeit sich lohnt zeigte sich nach den letzten Herzenskrieger-Trainings, nach denen die Männer einen neuen, meist innigeren Zugang zu ihrem Vater fanden, indem sie lernten aufzuhören ihm Vorwürfe zu machen, ihn zu kritisieren und Forderungen an ihn zu stellen. Wenn ein Mann durch diese Gefühle hindurch geht und zu einer Haltung der Wertschätzung für den Vater gelangt sind oft erstaunliche Dinge möglich.

In diesem Sinne freue ich mich auf die Berichte der Männer, wenn wir uns in step 2 (zum Thema Mutter und emotionaler Unabhängigkeit von Frauen) im Beuerhof wiedersehen.